Zur Geschichte der Firma


Am Samstag dem 25. März 1893 öffneten sich zum ersten Mal die Pforten der Westhoffschen Buchhandlung am Grendbach 9 in Steele. Gegründet wurde die Firma durch Melchior Westhoff, dessen Namen sie heute noch trägt. Im selben Jahr heiratete Melchior Westhoff  Maria Francisca Brigitta Schüring. Ende 1896 verstarben sowohl der Sohn der beiden als auch Melchior Westhoff.
Die Buchhandlung wurde von Maria Francisca Brigitta Westhoff  weitergeführt.
Im Jahre 1902 beauftragte ihr Schwager Fritz Vollmer den Architekten Richard Stracke aus Remscheid mit Entwurf und Planung eines dreigeschossigen Wohn- und Geschäftshauses an der Paßstraße. Dieses wurde bereits 1903 errichtet und fertiggestellt, wie man auch heute noch der Jahreszahl an der Fassade entnehmen kann.
Maria Westhoff lebte bis zu ihrem Tod 1908 im neuen Haus in der Paßstraße. Spätestens in diesem Jahr übernahm Fritz Vollmer die Buchhandlung.
 Die  Original-Pläne des Hauses sind erhalten. Sehr schön lässt sich erkennen, dass der Bau abweichend davon ausgeführt wurde.

 

 

Aus den 1910er und 1920er Jahren ist je eine Original-Rechnung erhalten, die uns eine Kundin vor vielen Jahren aus dem Nachlass ihres Großvaters freundlicherweise überlassen hat.  Interessanterweise weist der Briefkopf der älteren Rechnung (1914) eine modernere Schrifttype auf als der der jüngeren Rechnung (1921).

 

 

 

 

Ein Zeugnis über die 1930er Jahre findet sich in Gisbert Kranz' Buch: "Eine katholische Jugend im DrittenReich. Erinnerungen 1921 - 1947" (Herder Verlag, Freiburg 1990) - auf Seite 112:

 

"...Dem Rat meines alten Religionslehrers Heinrich Dresen folgend, der mir bei einem Besuch 1938 in meiner Wohnung in Steele gesagt hatte, ich müsse mir eine eigene Bibliothek aufbauen, kaufte ich eine Menge Bücher. Jahrelang war ich Stammkunde der Westhoffschen Buchhandlung in Steele an der Paßstraße. Ihr Inhaber, Herr Vollmer, war evangelisch, seine Töchter, die mich oft bedienten, katholisch. Hier kaufte ich unter anderem das Lexikon für Theologie und Kirche, eine mehrbändige Dogmatik, ..."

 

Die Töchter, von denen Gisbert Kranz bedient wurde, waren Ruth und Carola Vollmer. Die dritte Tochter Gisela, wurde Lehrerin und unterrichtete an einer Klosterschule im Rheinland. Carola heiratete nach dem Krieg Heinrich Bast, der dann ebenfalls in der Buchhandlung arbeitete. Ruth und Carola führten die Firma als Inhaberinnen gemeinschaftlich nach dem Tode ihres Vaters fort. So vergingen die 1950er Jahre. Verbindungen auch zu Lehrern der umliegenden Schulen, besonders des naheliegenden Carl-Humann-Gymnasiums blieben nicht aus.  

Rudolf Kober, viele Jahre Kunstlehrer dort, wurde ein Freund der Familie. Als "Auftragsarbeit" malte er eine Ansicht der Paßstraße mit Laurentiuskirche, die als Geschenk für die weggezogene Schwester Gisela gedacht war. Nach ihrem Tode in den 1990er Jahren, kam es wieder in die Hände von Carola und Heinrich Bast. Heute hängt es in der Buchhandlung.  

 

Ebenfalls in den 1950er Jahren entstand eine Ansichtspostkarte, auf der auch die Buchhandlung abgebildet ist. Nur schwer erkennbar auf dieser Postkarte sind die Wahlplakate, die die Laternen auf der rechten Straßenseite "zieren".

 

 

Zum 1.Januar 1981 bekam die Westhoffsche Buchhandlung wieder einen neuen Inhaber, erstmalig nicht aus dem familiären Umfeld. 

Das Ehepaar Annemarie und Reinhard Platzer führten seitdem die Buchhandlung gemeinsam. 


Seit 2004 begleitet uns eine lesende Keramikfigur, der Vorleser, die meistens in unserem Schaufenster zu bewundern ist. Diese stammt aus der Bretagne.


Seit März 2005 haben wir endlich auch eine Handelsregistereintragung, die früher als Einzelfirma so nicht möglich war. So heißt die Firma seitdem offiziell "Westhoffsche Buchhandlung Platzer e.K." 


Nach dem Tod von Reinhard Platzer im Mai 2018 wird die Buchhandlung von Annemarie Platzer weitergeführt.

 Bis zu seinem Tod  hat Reinhard Platzer versucht so oft wie möglich in seiner Buchhandlung zu sein und die Gespräche zu genießen.

Die Feier zum 125. Geburtstag der Buchhandlung im März 2018 war wunderschön.

Er hat den Tag sehr genossen und sogar rezitiert.

 

 


 

Im Januar 2020 tauchte ein neues Virus auf. Die Coronapandemie begann.
Im März kam es zum ersten Lockdown: Alle Geschäfte außer den Lebensmittelläden mussten schließen. Im Anfang war es noch nicht mal erlaubt Bücher am Fenster zu verkaufen. Der Eingangsbereich musste als Schleuse dienen. Zahras Morgenland nebenan durfte geöffnet bleiben. Dort stellten wir ein Bücherregal auf .So war es möglich bestellte Bücher dort abzuholen. Und natürlich wurden auch  Bücher ausgeliefert. Lesestoff wurde dringend benötigt.
In dieser Zeit gab von den Leserinnen und Lesern viel Unterstützung und Zuwendung, Das tat gut und minderte die Existenzangst. Ein herzliches Dankeschön dafür!
Im Mai durften wir wieder öffnen. Masken, Abstandsregeln, Desinfektion gehören zum Alltag.






(gen. Foto: T.Bolgehn)

Doch der Winter kam und eine neue Welle nahte. Am 14. Dezember kam es zum zweiten Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft. Existenzangst und  Angst vor Infektion hielten sich die Waage. Als am Abend geschlossen wurde, gab es Tränen. Aber alles war noch eingespielt. Nun war es auch möglich bestellte Bücher durch das Fenster zu reichen. Es gab das Bücherregal im Morgenland, den Onlineshop, die Lieferungen und das Bücherfenster. Diesmal dauerte der Lockdown bis März. Geblieben ist das Bücherfenster. Es hat sich als sehr praktisch erwiesen zum schnellen Abholen von Büchern, ganz besonders als "Drive-In" für Fahrradfahrer.


Am 25.3. 2023 wurde die Buchhandlung

     130 Jahre alt. 

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Möge diese  Buchhandlung noch viele weitere Jahre bestehen!